Familienfreundliche Personalpolitik

Familienfreundliche Personalpolitik in der Pflege

  1. Mitarbeiter/innen werden sensibilisiert für Solidarität und Hilfe zur Selbsthilfe, um Ungerechtigkeiten und Unzufriedenheit zu vermeiden. Es finden regelmäßig Gespräche untereinander und auch mit den Führungskräften statt, damit die Kernarbeitszeit nicht regelmäßig zu Lasten desselben Mitarbeiterkreises geht. Die Mitarbeiter/innen müssen untereinander darauf achten, dass sie alle fair behandelt werden.
  2. Die Monatsarbeitszeiten im Arbeitsvertrag können mehrmals im Jahr geändert werden, bis die Mitarbeiter/innen Arbeit und Familie miteinander vereinbaren können.
  3. In den Arbeitsverträgen ist der Ausgleich von Arbeitszeitkonten mit Plus- und Minusstunden geregelt. Für den Betrieb ist es von Vorteil, mit Arbeitszeitkonten zu arbeiten, da es immer wieder Schwankungen bei der Auftragslage gibt. Auch für die Mitarbeiter/innen ist das von Vorteil: Sie können Überstunden ansammeln oder Minusstunden machen, um an besonderen Tagen frei nehmen zu können, zum Beispiel für die Betreuung ihrer eigenen pflegebedürftigen Familienangehörigen oder ihrer Kinder, wenn der Hort, die Schule oder der Kindergarten geschlossen ist. Sie können diese Stunden auch für ein verlängertes Wochenende oder einen Urlaub einsetzen.
  4. Es liegt in der Eigenverantwortung der Mitarbeiter/innen, für den Ausgleich der Plus- und Minusstunden zu sorgen und ihre Wünsche der Einsatzleitung mitzuteilen. Das Arbeitszeitkonto wird von der Personalabteilung erfasst und kontrolliert, um den korrekten Ablauf zu steuern und Defizite zu vermeiden. Dadurch arbeiten die Mitarbeiter/innen besonders effektiv und strukturiert. Und auch die Fehlzeiten in Form von Krankmeldungen sind dadurch geringer.
  5. Um die familienfreundliche Personalpolitik umzusetzen, bedarf es eines größeren Personalaufwands in allen Bereichen des Betriebes. Der Vorteil ist, dass es dadurch Handlungsspielräume für den Betrieb und die Mitarbeiter/innen gibt, weil unsere Auftragslage mit Blick auf die Jahreszeiten schwankend ist.
  6. Für die Urlaubsplanung wird eine gesonderte Teamsitzung durchgeführt, bei der jede/r Mitarbeiter/in zur Teilnahme verpflichtet ist. Bei der Urlaubsplanung werden Mitarbeiter/innen mit schulpflichtigen Kinder besonders berücksichtigt. Bei der Urlaubsplanung entscheiden die Mitarbeiter/innen untereinander, wie sie ihren Urlaub nehmen, ohne dadurch den Betriebsablauf zu stören. Sie dürfen ihre Urlaubstage flexibel untereinander tauschen, auch ohne die Zustimmung der Personalabteilung. Die Personalabteilung und Einsatzleitung müssen nur schriftlich darüber in Kenntnis gesetzt werden.
  7. Für den Folgemonat wird ein Wunsch-Dienstplan ausgehängt, die Mitarbeiter tragen ihre Wunschdienste und Freitage ein. Einsatzpläne werden, soweit es geht, mit den Mitarbeiter/innen gemeinsam erstellt. Mitarbeiter/innen haben das Recht, die Pflege von Patienten mit schwieriger Persönlichkeitsstruktur abzulehnen.

Unsere Personalpolitik gestallten wir folgendermaßen

Im Vordergrund steht:

  • Die Zufriedenheit der Mitarbeiter
  • Der Erhalt der Gesundheit der Mitarbeiter

Präventionsarbeit, damit folgende Situationen nicht entstehen

  • Unfälle jeglicher Art
  • Überstunden
  • Alleinarbeit
  • Mehrere Tage durcharbeiten
  • Einsamkeit der Mitarbeiter bei der Arbeit
  • Kommunikations-und Informationsdefizite
  • Verlust der Eigenverantwortung bei der Arbeitsorganisation
  • Psychische Belastungen durch Zeit -und Leistungsdruck
  • Emotionale Hilflosigkeit und Überforderung durch den Patienten
  • Schwierige, kaum beeinflussbare Arbeitsumgebungsbedingungen
  • Hohe physische Belastungen durch Heben und Tragen

Personalpolitik fördert

  • Teamarbeit
  • Supervision
  • Rückenschonende Arbeit
  • Ganzheitlichen Arbeitsschutz
  • Ausbildung und Weiterbildung
  • Betriebsärztliche Untersuchungen
  • Mitspracherecht aller Mitarbeiter des Betriebs
  • Einbeziehen der Mitarbeiter bei der Dienst-und Einsatzplanung
  • Transparenz der monatlich erbrachten Einsätze bei den Patienten
  • Flexible Arbeitszeiten, hierdurch die bessere Vereinbarung von Familie und Beruf

Die Erfolge durch die Präventionsarbeit

  • Seit 1999 kein einziger Fall von Burn Out
  • Seit 1999 kein einziger Fall von Mobbing
  • Seit 1999 ständige Expansion
  • Kein Personalmangel
  • Lange Betriebszugehörigkeiten
  • Hohe Geburtenrate
  • Seit 1999 kein einziger Sturzunfall bei den Patienten
  • Geringer Krankenstand
  • Täglich sind ca. 45 Autos in Früh -und Spätdienst im Einsatz (d. h. hohe Auslastung)

Flexible Arbeitszeiten

Aus der eigenen Not heraus entstand die Idee der flexiblen Arbeitszeit, damit die Vereinbarung von Familie und Beruf funktioniert. Meine Arbeitszeiten richteten sich nach den Öffnungszeiten des Kindergartens und den Bedürfnissen meiner Kinder. Somit haben die Mitarbeiter/innen mit Kindern das gleiche Recht wie ich bekommen.
Arbeitszeiten und Arbeitsverträge müssen flexibel sein, damit die Frauen wieder ins Arbeitsleben integriert werden können. Unser familienfreundliches Konzept hat sich im Laufe der Jahre durch Erfahrung und lehrreiche Konflikte entwickelt. Natürlich bedarf die Umsetzung dieses Konzepts mehr Mitarbeiter/innen und eine hohe Logistikarbeit, aber es rentiert sich. (Ich hätte nie gedacht, dass ich damit so einen Erfolg haben würde).

Unsere Einzigartigkeit ist seit 1999 die Vereinbarkeit von Familie und Beruf über die Schaffung flexibler Arbeitszeiten. Familien Ministerium fordert Betriebe auf, familienfreundliche Arbeitszeiten anzubieten und Frauen wieder ins Arbeitsleben zu integrieren. Was von Familien Ministerium seit Jahren wünscht wird, erbringen wir bereits seit 1999 vorbildlich. Die Regelung der Arbeitszeiten in den Arbeitsverträgen können auf Wunsch der Mitarbeiter/innen auch mehrmals im Jahr geändert werden.
Unsere Mitarbeiter/innen sind alle sozialversicherungspflichtig angemeldet, davon sind 80% Frauen, hierunter wiederum ca. 50% alleinerziehende Mütter. Seit der Gründung (1999) achtet Deta-Med auf die Vereinbarkeit der Arbeit mit der Familie über die Schaffung flexibler Arbeitszeiten und durch übertarifliche Gehaltszahlung. Die Arbeitszeiten der Frauen richten sich nach den Kindergarten- und Schulzeiten (Grundschule) der Kinder.
Bei Deta-Med wird im 3-Schicht-System (Früh-, Spät- und Nachtdienst) gearbeitet. Die Mütter von Kleinkindern (bis 10 Jahre) arbeiten fast nur im Frühdienst. Ihr Dienst beginnt zwischen 7.00 und 8.00 Uhr. Die anderen Frauen fangen ab 6.00 Uhr an zu arbeiten.
Deta-Med fördert die Integration der Frauen ins Arbeitsleben und unterstützt sie dabei, sich wieder in das Arbeitsleben einzugliedern. Nicht zuletzt durch diese Unterstützung können sie ein selbstbestimmtes Leben führen.
Alleinerziehende werden bevorzugt eingestellt, weil das Leben sie am härtesten trifft und sie auf dem Arbeitsmarkt, bedingt durch ihre Situation, ausgebeutet werden. Deta-Med bietet Alleinerziehenden eine Ausbildung mit vollem Gehalt an und fördert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf über flexible Arbeitszeiten. Zudem sollten sie positive Vorbilder für ihre Kinder sein. Und außerdem haben sie, bedingt durch die Ausbildung, keine Zeit mehr, um Kleinkriege mit den Ehepartnern zu führen. Sie nutzen ihre Zeit somit für wertvollere Sachen (z.B. ihre Ausbildung).

Erstellt von Dipl.Päd. Nare Yesilyurt
Überarbeitet am 23.10.2020

Überarbeitung: FBe, 13.06.2017
Erstellt von Dipl.Päd. Nare Yesilyurt