Home >Entstehung und Entwicklung des Pflegedienstes
„Ich, Nare Yesilyurt, habe im Jahr 1998 das Pflegekonzept der kulturspezifischen Pflege entwickelt und am 1. Mai 1999 mit der Pionierarbeit in Deutschland im Bereich der kulturspezifischen (kultursensiblen) Pflege begonnen. Als ich damals die Notwendigkeit einer kulturspezifischen Pflege ansprach, gab es zu diesem Thema noch keinerlei Fachliteratur. Heute kann man sich professionelle Pflege ohne kulturspezifische Ansätze kaum noch vorstellen. Im Rahmen meiner Pionierarbeit habe ich umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit geleistet unter anderem in der Presse, an Krankenpflegeschulen, im Fernsehen und im Radio.“
Bei der Gründung von Deta-Med am 01.05.1999 wurde von der AOK damals noch als Dachverband für alle Krankenkassen tätig bezweifelt, dass es eine ausreichende Nachfrage für kultursensible Pflegeangebote speziell für türkische Migrant ‘innen gebe. Begründet wurde dies mit dem Hinweis, dass das familiäre Netzwerk innerhalb türkischer Großfamilien noch intakt sei und pflegerische Unterstützung innerhalb der Familie geleistet werde. Außerdem wurde darauf verwiesen, dass es bereits Angebote der Diakonie, der Caritas, des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) und der Arbeiterwohlfahrt (AWO) für Menschen mit Migrationshintergrund gebe. Diese würden jedoch nicht ausreichend wahrgenommen.
Die Erfahrungen von Deta-Med zeigten jedoch ein anderes Bild: Die traditionelle Struktur der Großfamilie ist ähnlich wie bei deutschen Familien nicht mehr in der Lage, alle Pflegeaufgaben selbst zu übernehmen. Das kultursensible Angebot von Deta-Med wird als wichtige Unterstützung geschätzt und aktiv genutzt.
Hinzu kommt, dass sich familiäre Netzwerke durch Migration, berufliche Verpflichtungen und Wohnortwechsel verändert haben. Viele Angehörige sind berufstätig oder leben nicht in der Nähe der Pflegebedürftigen.
Die Zurückhaltung vieler Patient‘innen (bereits seit 1995 beobachtet), Angebote der häuslichen Krankenpflege in Anspruch zu nehmen, lag vor allem an Unkenntnis über gesetzliche Leistungen nach SGB V, XI oder SGB XII sowie an Unsicherheiten zur Kostenübernahme. Viele Migrant‘innen wussten nicht, dass sie Anspruch auf Pflegeleistungen haben unabhängig von Herkunft oder Bildungsstand.
Ein weiteres Hindernis war die mangelnde Informationsweitergabe: Analphabetinnen sowie Migrantinnen, die nicht Deutsch lesen oder schreiben können, wurden durch klassische Printmedien nicht erreicht. Auch Menschen, die ein anderes Schriftsystem nutzen etwa Arabisch, Persisch oder Kyrillisch konnten Informationen oft nicht erfassen.
Deta-Med verfolgt das Ziel, die Lebensqualität pflegebedürftiger Menschen zu sichern, ihre Selbstständigkeit zu fördern und kulturspezifische Gewohnheiten zu berücksichtigen. Im Mittelpunkt steht das individuelle Wohlbefinden der Patient‘innen. Dabei werden kulturelle Werte, religiöse Rituale, Ernährungsvorlieben und familiäre Strukturen respektiert und in die Pflegeplanung einbezogen.
„Ich, Nare Yesilyurt, habe im Jahr 1998 das Pflegekonzept der kulturspezifischen Pflege entwickelt und am 1. Mai 1999 mit der Pionierarbeit in Deutschland im Bereich der kulturspezifischen Pflege begonnen. Als ich damals die Notwendigkeit einer kulturspezifischen Pflege ansprach, gab es zu diesem Thema noch keinerlei Fachliteratur. Heute kann man sich professionelle Pflege ohne kulturspezifische Ansätze kaum noch vorstellen.“
Nare Yesilyurt
Das Konzept von Deta-Med fördert die Integration von Migrant‘innen in mehrfacher Hinsicht:
Deta-Med wurde gegründet, um Migrant*innen einen barrierearmen Zugang zum deutschen Gesundheitssystem zu ermöglichen und insbesondere Frauen, die als „Import-Bräute“ nach Deutschland kamen, in ihrer Unabhängigkeit zu stärken. Deta-Med bietet familienfreundliche Arbeitszeiten, sichere Arbeitsverträge und gezielte Weiterbildungsmaßnahmen für Frauen.
Ein Großteil der Mitarbeitenden ist alleinerziehend. Frauen, die jung verheiratet wurden oder früh Kinder bekommen haben, erhalten bei Deta-Med die Chance auf eine qualifizierte Ausbildung mit Gehalt zur examinierten Pflegekraft.
Seit April 2005 haben über 340 Frauen und Männer bei Deta-Med eine Ausbildung zur examinierten Altenpflegekraft begonnen.
Viele dieser Frauen arbeiten heute in leitenden Funktionen oder geben ihr Wissen als Praxisanleiterinnen weiter.
Deta-Med führt betriebsinterne wissenschaftliche Untersuchungen durch, um die Integrationsarbeit zu optimieren. In Kooperation mit Universitäten werden gemeinsame Projekte realisiert Studierende können ihre Abschlussarbeiten bei Deta-Med schreiben.
Deta-Med ermöglicht Migrant*innen, ihre Selbstständigkeit zu stärken und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Frauen erhalten durch Bildung, Beschäftigung und Förderung neues Selbstbewusstsein.
Alleinerziehende Mütter werden gezielt unterstützt und in das Berufsleben zurückgeführt.